Personalaustausch mit der Nachhaltigkeits-Community in St Andrews (Schottland)

von Dr. Sandra Gilgan

Ende Mai diesen Jahres hatte ich über das EU-Programm Erasmus+ die Möglichkeit, einen zweiwöchigen Gastaufenthalt an der St Andrews University zu verbringen, einem strategischen Partner der Universität Bonn. Anfang 2021 hat sich dort ein universitätsinternes Nachhaltigkeitsnetzwerk STACEES (St Andrews Network for Climate, Energy, Environment and Sustainability) gegründet mit dem Ziel, den Zusammenhalt und die Kapazitäten in der Forschung zur ökologischen Nachhaltigkeit in St. Andrews zu fördern und deren Wirkung und Sichtbarkeit zu erhöhen. Die Vision des Netzwerks ist es, umfassende und dauerhafte Forschungskapazitäten aufzubauen, die die Universität in den Mittelpunkt internationaler Gespräche über Klimawandel, Energieforschung und ökologische Nachhaltigkeit stellen. Damit hat STACEES ähnliche Anliegen wie die Bonner Allianz für Nachhaltigkeitsforschung, die 2017 mit dem Ziel gegründet wurde, Wissen und Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung zwischen sechs etablierten Bonner Institutionen zu stärken.

Der Aufenthalt in St Andrews diente einem intensiven Erfahrungsaustausch mit den STACEES-Koordinator*innen Dr. Sarah Bennison und Laura Pels Ferra, in dem wir über die Arbeit in der Koordination eines (institutionellen) Wissenschaftsnetzwerks gesprochen haben. Wir hatten die Möglichkeit, gegenseitig die jeweiligen Arbeitsweisen und Formate kennenzulernen sowie zu eruieren, wie man als Netzwerkstelle einander nützlich sein kann. STACEES hat zur Etablierung des Netzwerks für mehr Sichtbarkeit der Nachhaltigkeitsforschung an der St Andrews University z.B. eine Publikation herausgebracht, die in Kooperation mit Künstler*innen und professionellen Autor*innen entstanden ist, The Sustainability Series: Von Forschenden aller Karrierestufen, von Doktorand*innen bis zu Professor*innen, ist eine Sammlung von 15 Artikeln zusammengekommen, die multidisziplinär Nachhaltigkeitsforschung vorstellen, die sich mit der Ungleichheit des Klimas, den Umwelt- und Geisteswissenschaften, den Ökosystemen, der biologischen Vielfalt, der Energie, den nachhaltigen Technologien und dem Klimawandel befassen. Professionelle Autor*innen wurden engagiert, um die Projektzusammenfassungen der Forschenden lebhaft und allgemeinverständlich umzuschreiben. Ein Künstler hat für jedes in der Reihe behandelte Forschungsthema ein Titelbild geschaffen.

Außerdem habe ich einige Wissenschaftler*innen mit Bezug zur Nachhaltigkeit an der St Andrews University kennengelernt. Am 30. Mai habe ich unter dem Titel „Connecting with Bonn: Sustainability Research & Cooperation” die Arbeit der Bonner Allianz vor Wissenschaftler*innen, Studierenden, Promovierenden und Kolleg*innen aus wissenschaftsunterstützenden Feldern vorgestellt. Ein Kollege aus dem St Andrews Global Office hat zudem das Förderinstrument der Bonn-St Andrews Collaborative Research Grants vorgestellt, mittels derer seit 2020 Zusammenarbeiten zwischen den Universitäten Bonn und St Andrews etabliert und manifestiert werden. Anschließen gab es einen Empfang mit vegan-vegetarischem Buffet, das großzügig vom Global Office gestiftet wurde. Einige Kontakte aus diesem Event konnte ich am 31. Mai auf dem Staff Conference Day der School of Geography and Sustainable Development vertiefen, zu dem mich die führenden Köpfe der School auf Empfehlung einer Kollegin eingeladen hatten. Diese unglaubliche Gastfreundschaft hat es möglich gemacht, dass ich Einblick in die Forschung von 35 Kolleg*innen erhalten habe, und darüber hinaus in die interdisziplinäre Zusammenarbeit – wie Perspektiven und Methoden ineinandergreifen können, sich ergänzen können, oder neue Ansätze formen.

Ein Projekt, das ich besonders inspirierend fand, ist das transdisziplinäre Projekt „El Niño. Fenómeno de Oportunidades“ (Kooperation zwischen Peru und UK). Hier werden in Peru Fluten nach starkem Regenfall in ihren Möglichkeiten untersucht, wobei Klimaforschung mit der Erforschung immateriellen Kulturerbes verbunden werden; Landwirtschafts- und Fischereisysteme werden aus einer interdisziplinären Perspektive unter Einbeziehung des (überlieferten/historischen) lokalen Wissens betrachtet. Außerdem werden die lokalen Gemeinschaften in die Forschung, Bildungsprojekte und die Ergebnisse bzw. Outputs des Projekts einbezogen. Die Teams aus Peru und dem Vereinigten Königreich gestalteten auch eine Museumsausstellung in ihren jeweiligen Orten; die Ausstellung des Teams aus St. Andrews mit dem Titel „When it rains, we harvest” wird im Fischereimuseum in Anstruther (nahe St. Andrews) gezeigt. Es gibt eine virtuelle Tour durch die Ausstellung: A Guided Virtual Tour of “When It Rains, We Harvest” – When It Rains, We Harvest: Cuando Llueve, Cosechamos (st-andrews.ac.uk)

Herzlichen Dank an das STACEES-Team und die Kolleg*innen in St Andrews für einen wunderbaren Aufenthalt und an die Kolleg*innen im International Office der Universität Bonn für die Ermöglichung des Austauschs! Wer gerne mehr erfahren möchte oder Fragen hierzu hat, kann gerne Kontakt aufnehmen.

Kontakt:
Dr. Sandra Gilgan
s.gilgan@uni-bonn.de