Welche enge Wechselwirkung besteht zwischen dem Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG) 2 „Kein Hunger“ und dem SDG 16 „Förderung friedlicher und inklusiver Gesellschaften“? Birgit Kemmerling, Conrad Schetter und Lars Wirkus, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Bonner Friedens- und Konfliktforschungsinstitut BICC, analysieren in ihrem Briefing Paper „Addressing Food Crises in Violent Conflicts“1, die vielschichtigen Zusammenhänge zwischen aktuellen Ernährungskrisen und gewaltsamen Konflikten und geben Empfehlungen, um die damit verbundenen Auswirkungen zu reduzieren.
Weltweit leiden Millionen von Menschen unter Ernährungsunsicherheit und Hunger. Naturgefahren, wie die Heuschreckenplage in Ostafrika, Dürren und Überschwemmungen im Südsudan oder Südostasien sowie der Vulkanausbruch in der Demokratischen Republik Kongo bedrohen ihr Leben und seine Grundlagen. Viele der heutigen Ernährungskrisen sind aber auch mit gewaltsamen Konflikten verbunden. Die Zahl der Menschen, die konfliktbedingte Ernährungskrisen durchmachen müssen, stieg zwischen 2018 und 2019 von 74 Millionen auf mehr als 77 Millionen. Dies gilt vor allem für den Nordosten Nigerias, Südsudan, Afghanistan, Syrien und Jemen.
Die enge Wechselwirkung zwischen SDG 2 und SDG 16 liegt auf der Hand: Gerade in Konfliktsituationen offenbaren sich gravierende Schwächen im humanitären System, Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten. Während nationale Regierungen oder Kriegsparteien oft nicht in der Lage oder nicht willens sind, angemessen auf Ernährungskrisen zu reagieren, stehen humanitäre Hilfsmaßnahmen vor der Herausforderung, die Menschen zu erreichen, die am dringendsten auf Nahrungsmittelversorgung angewiesen sind, und gleichzeitig eine Verschärfung des Konflikts zu vermeiden. Viele der betroffenen Gemeinschaften müssen deshalb ihre eigenen Antworten auf die Ernährungsunsicherheit finden. An dieser Stelle setzen die Forderungen an, die das Paper „Addressing Food Crises in Violent Conflicts“ erhebt.